12 von 12 im Juli 2023: Work Hard Play Hard

Das deutschlandweite Unwetter der letzten Nacht ist in Tübingen glimpflich verlaufen. Doch die Schäden wirkten sich auf den Bahnverkehr aus, und ich sitze am 12. Juli in überfüllten und verspäteten Zügen von Tübingen nach Stuttgart. Noch im Zug mache ich den Feinschliff an meiner Präsentation. Keine Zeit für Ärger über die Deutsche Bahn. Ich mache ein paar Mantras, halte meinen Fokus, nehme einen Zug früher und komme fast rechtzeitig hin und zurück. Um 13 Uhr halte ich in einem nicht-klimatisierten Saal (die Uni Stuttgart spart Strom!) meinen Vortrag über meine Arbeit als literarische Übersetzerin. Ich präsentiere mit großem Spass. So sicher habe ich mich noch nie im akademischen Raum gefühlt. Wie heißt es so schön: man soll gehen, wenn es am schönsten ist! Ein neuer Lebensabschnitt beginnt bereits schon morgen. Das Gewitter hat das Alte schneller weggefegt als gedacht. Es fühlt sich alles richtig an. Vor allem fühlt es sich an, an diesem Zwölften.

Kurz nach Mitternacht: ein von Blitzen erleuchteter Himmel.
Kein Hagel. Die Blumen haben den Starkregen unterm Gartentisch gut überstanden. Nur der Teppich flog fast davon.
Fast pünktlich in Stuttgart angekommen. Chaos im Bahnhof wegen den Unwetterschäden in Bayern. Habe einen Zug früher genommen und lese nochmal meine PowerPoint-Präsentation. Heute halte ich meinen Vortrag im Rahmen der DÜF-Gastdozentur. Bin aufgeregt, aber gut vorbereitet.
12.07.23. I’m last but not least. Es geht um mein Thema.
Easy peasy.
Leider vergessen, jemanden zu beauftragen, mich während des Vortrags zu fotografieren. Das ist hinterher. Im K2, Uni Stuttgart. Es waren alle Professor*innen aus der Abteilung Neuere Deutsche Literatur da. Bin sehr zufrieden.
Verkehrschaos in Stuttgart. Ich ergattere noch einen Sitzplatz am Fenster und träume mich in den Urlaub. Eviva España! Habe mir schon ein neues Kleid für die lauen Abende in Alicante gekauft und diesmal nehme ich den größten Schwimmring mit, den ich finden konnte. Ich sehe mich schon auf den sanften Wellen schweben… Diesen Urlaub habe ich mir so was von verdient.
Wieder zu Hause, erstmal Siesta gemacht. Als Projektorin achte ich auf meine Pausen. Und dann habe ich festgestellt, dass ich alles da habe für eine Tortilla de Patatas. Meine Mutter wäre so stolz auf mich. In solchen Momenten – wenn ich etwas Großes wie den Vortrag heute geschafft habe – vermisse ich meine spanische Mami schmerzlich.
Den Balkon gefegt. Magnus findet das sehr schwäbisch an mir. Whatever, ich liebe meinen Besen und einen sauberen Boden.
Und dann gab’s die frisch gebackenen Tortillas auf dem frisch gefegten Balkon. He loved it. Geschmack war perfekt, an der Konsistenz darf ich noch arbeiten 😉 War ein langer Tag…
Den Tag ausklingen lassen mit einem der besten Bio-Weine und weiterträumen von „La Mancha“, durch die ich Ende August von Madrid nach Alicante mit dem Hochgeschwindigkeitszug rasen werde.
Einfach in den Himmel blicken. Die Wolken haben es eilig heute. Ich nicht mehr. Bin angekommen im Abend, in mir, zu Hause.
Und morgen beginne ich mit der Einarbeitung an meinem neuen Arbeitsplatz am LTT Landestheater Tübingen. Ein neues Kapitel beginnt. Schneller als erwartet. I’m ready to work hard and play again.
Veröffentlicht am
Kategorisiert in 12 von 12

10 Kommentare

  1. ie Mischung aus ‚Work Hard‘ und ‚Play Hard‘ ist perfekt eingefangen – man sieht förmlich, wie die Arbeit zum Genuss wird und die Freizeit voller Energie steckt. Besonders der Moment, den du beim [besonderes Detail aus dem Beitrag] eingefangen hast, zeigt wirklich, wie wichtig es ist, die Balance zu finden. Danke für die inspirierenden Bilder und Geschichten – du motivierst mich, meine eigene Work-Play-Balance noch besser zu gestalten!

  2. Liebe Christine,
    danke, dass du uns mit deinen Erlebnissen und Einsichten bereicherst und uns dazu inspirierst, das Beste aus jedem Tag herauszuholen!

    Liebe Grüße,
    Barbara

  3. Liebe Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Abschluss-Präsentation. Was für ein Abgang von dem einen Job in den Anderen. So kraftvoll, ich spüre beim Lesen Deine Energie. Für den Neustart heute wünsche ich Dir einfach viel Freude am Tun. Das Foto mit der Karte vom Theater ist herrlich, ich sollte also mehr ins Theater gehen, dann klappt es auch mit den Küssen.
    Das Foto mit dem neuen Kleid ist eine schöne Inszenierung – es strahlt die Sehnsucht aus, von der Du schreibst.
    Herzliche Grüße Sylvia

    1. Liebe Sylvia, danke für die Rückmeldung. Es ist schön, dass meine Energie spürbar ist. Das wurde mir in der letzten Zeit immer wieder bestätigt. Vor allem, wenn ich vom Theater spreche, ändert sich meine Energie, sagen viele. Am LTT haben wir ein Theater-Tinder eingerichtet, damit sich Singles, die nicht allein in die Vorstellung wollen, auch finden können! Die Karte bezieht sich darauf 😉 Dramatische Grüße, Christine

  4. Liebe Christine,
    oh, das war aufregend, mit dir heute durch den Tag zu reisen mit Abschied, Wetter und Neubeginn sowie bevorstehendem Urlaub. Deine Zutaten sind so appetitlich, auch verarbeitet. Konsistenz wird überbewertet.
    Ich verstehe diese Momente, in denen etwas Schönes mit der Mutter geteilt werden müsste. Schön, dass ihr den Tag nach dem nächtlichen Unwetter mit all seinen Auswirkungen auf den Verkehr noch draußen genießen konntet!
    Liebe Grüße,
    Silke

    1. Liebe Silke, danke dass du den Mutter-Moment mit mir geteilt hast. Ja, die 12 von 12 sind eine gute Motivation, wirklich die besten Momente, die poetischen, (be)sinnlichen und intensiven Momente in eine Form zu gießen und so auch einen stressigen Tag noch in eine Harmonie zu bringen. Spannend, was so ein Blog alles mit einem und den Leser*innen macht!

    1. Liebe Carolin, danke für das Kompliment. Ja, ich merke, dass die 12 von 12 einen poetischen Ton gut verträgt. Das werde ich noch stärker betonen. Man könnte auch Haikus unter die Bilder setzen, poetische Bildunterschriften. Poetische Grüße!

    1. Liebe Nicole, vielen Dank für Deinen spontanen Besuch auf meiner Dachterasse (naja eher Loggia, aber trotzdem sehr fein). Ich habe gerade Deinen Blog besucht und war beeindruckt, was für wichtige und spannende Arbeit Du machst. Interessanter „Zufall“, dass ich gestern nach einem sehr erfolgreichen Tag einen Trauermoment hatte, der mich „aus dem Nichts“ erwischt hat, aber gut für mich war, weil ich einen Ausgleich gespürt habe zwischen Glück und Trauer. Immer wenn wir glücklich sind, wollen wir es mit unseren Liebsten teilen, und wenn sie fehlen, kommt auch die Trauer wieder hoch. Danke für diesen Moment.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert